Tja, so ist das beim Schreiben. Kretivität kennt keine Grenzen - und aufgestellte Regeln darf man auch gerne mal kreativ auslegen.
Kein Text funktioniert auf gleiche Art... die Basics fürs Schreiben sind eine gute
Grundlage, niemand tut sich einen Gefallen, wenn er sich sklavisch daran hält.
2016 hatte ich mal fünf Tipps zum Schreiben zusammengstelllt (die man in der Form auch sonstwo im Web finden kann):
- kurze und einfache Sätze formulieren,
- Aktiv schreiben,
- Adjektive streichen,
- Füllwörter vermeiden,
- Schachtelsätze meiden.
Dazu stehe ich immer noch. Bitte achten Sie auf Satzlängen, Passivkonstruktionen, unnötige Modalverben und nichtssagende Füllwörter. Aber aus aktuellem Anlass ... damals schrieb ich schon: "Text gehört nicht in ein Korsett." Achten Sie vor allem darauf, wer der Empfänger Ihres Textes ist. Und welche Form Ihr Text hat...
Produktbeschreibungen sind nüchterner als Blogbeiträge, eine Glosse darf sprachliche Kapriolen schlagen, die einem Essay verboten sein mögen...
Ein paar Caveats (Warnschilder)
Kurze Sätze
Vorgaben für eine optimale Satzlänge schwanken - zwischen zehn und fünfzehn Wörter ist die Faustregel. Eine durchgängig knappe und kurze Schreibweise erzeugt jedoch einen atemlosen, gehetzten Lese-Rhythmus.
Passt manchmal, aber nicht immer. Ein Vorschlag: Mischen Sie zwei (oder drei) überschaubare Sätze mit einem längeren, eventuell um Nebensätze oder Einschübe ergänzte Satz.
Passiv oder Aktiv
Klar, Websitetexte mit vielen Passivsätzen wirken distanziert, und schwerfällig. Aber Sie können mit Passivkonstruktionen auch neue Akzente setzen. Schreiben Sie beständig aktivisch, lenken Sie die Aufmerksamkeit auf sich selbst bw. Ihre Firma. Ein eingestreutes Passiv betont fallweise die Leserperspektive bzw das Kundeninteresse.
Adjektive
Mit Adjektiven illustrieren Sie. Gerade schnöde Produkte und dröge Werbetexte brauchen das gewisse Etwas, das über das reine Faktum hinausgeht. Verpassen dem schwarzweissen Kopfkino gerne knalliges Technicolor. Aber bitte keine Phrasendrescherei ("nützliche Tipps") oder Pleonasmen ("weißer Schimmel").
Füllwörter?
Füllwörter können hervorheben, abwägen und gegenüberstellen. Prüfen Sie immer im Einzelfall, welche Füllwörter dem Text dienlich sind. Relativiert ein Füllwort unnötig Ihre Aussage - weg damit.
Schachtelsätze
Gute Text leben von Variantenreichtum in Satzlänge und -struktur. Aber prüfen Sie: Sagen Sie in zwei Sätzen, was auch in einen passt? Können Sie den Satz so umstellen, dass kein Komma mehr
notwendig ist? Faustregel hier: Beginnen Sie einen neuen Gedanken, dann beginnen Sie auch einen neuen Satz.
Und wenn Sie sich gar nicht trauen?
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